Als ich Anfang der 80er Jahre das erste Mal in den USA gewesen bin, habe ich in einem dortigen „Pawn Shop“ eine LP einer mir bis dato unbekannten Band namens KAYAK gekauft („Phantom Of The Night“) und musste – wieder zuhause – erstaunt feststellen, dass es sich dabei um eine niederländische Artrock Gruppe handelte. Die Musik dieser Platte ähnelte einem Mix aus „Genesis“ und „Barclay James Harvest“, die Band hatte sich 1972 gegründet, 1982 aufgelöst und 1997 wiederformiert. Die Niederländer ist trotz diverser zahlreichen personellen Wechsel (teils durch verstorbene Bandmitglieder bedingt) immer noch aktiv und haben 2014 sogar ein neues Studio Album „Cleopatra - The Crown Of Isis“ veröffentlicht.
In der Reihe „The Golden Years Of Dutch Pop Music“ gibt es jetzt – wie schon für die Bands „Shocking Blue“ und „Earth & Fire“ eine weitere Aufbereitung einer höchst interessanten Gruppe. 2 CDs, 42 Titel, dabei wird der Zuhörer mitgenommen auf eine nostalgische Reise durch artrockige und kammerpoppige Abenteuer, ab und an schlägt auch die Verbindung zum Nachbarland durch wie im chansonesken „Wintertime“, in dem ein Akkordeon das Klangbild bestimmt. In „Mammoth“ (im Original auf dem 1973 Debüt Album „See See The Sun“) und „Try To Write A Book“ (wurde auf dem 1995er Re-Issue des gleichen Albums als bis dato unveröffentlichter Bonus Track veröffentlicht) klingt Sänger Max Werner, der in den Anfängen der Band am Mikrofon gestanden hat, stark nach „David Bowie“, während die Synthie-Sounds eher an einen Zwidder aus „Yes“ (u. a. der versierte Satzgesang in „Raid Your Own House“ oder in „Want You To Be Mine“) und „Focus“ erinnern. 1978 ist Werner übrigens als Sänger von Edward Reekers abgelöst worden und hat bis zur 1982er Auflösung der Gruppe die Drums übernommen, weil sich kein geeigneter Schlagzeuger gefunden hat.
Ab und zu haben sich zwar auch einige kitschige Instrumentals eingeschlichen („Irene“ oder der Jahrmarktdröhner „Ivory”), die eher auf eine Schallplatte von Giorgio Moroder oder in einen antiken Edgar-Wallace-Soundtrack gepasst hätten anstatt auf eine Artrock-Platte, aber die Anzahl der Highlights überwiegt. Neben den bereits genannten gehört dazu natürlich die „Ruthless Queen“, ein Titel, der vor allem in den USA erfolgreich gewesen ist, mir selbst aber nie gefallen hat, weil er mich zu sehr an den bombastigen Kitsch-Pop von „Phil Collins“ erinnert. In selbiges Raster fällt der Titelsong der ganz oben erwähnten und von mir blind gekauften LP (ich geb’s zu – bei einem Preis von 99 Cent konnte ich nicht „nein“ sagen – wen’s interessiert, ich hab bei meinem damaligen USA-Aufenthalt kurz vor der Abreise sämtliche Wäsche weggeworfen und meine Koffer allesamt mit LPs gefüllt), aber auch auf dieser LP gab es starke Songs wie den Auftaktsong „Keep The Change“, der mich seinerzeit stark an die Musik der „Little River Band“ oder (kennt die noch jemand?) von „Fotomaker“ erinnert hat.
Weitere empfehlenswerte Anspieltipps des Doppel Albums: Der Pop Walzer „Anne“, der Jive-Rocker „The Sight“ (120 bpm), der „Supertramp“-Klon „Periscope Life“, der „meatloaf“ige Rock’n’Roller „Total Loss“ und sogar mit etwas bretonisch- keltischem Folk-Rock konnte die Band dienen („The Sword In The Stone“, „Tintagel“ und „The King’s Enchanter“ vom Album „Merlin“, das die Story um die erlesene Tafel(spitz)runde im britannischen Mittelalter neu erzählt).
|