IAN ANDERSON “THICK AS A BRICK 2”

 

 

Ian Anderson - Thick As A Brick 2

Gerald Bostock ist älter geworden. Als Wunderkind im Jahr 1972 vorgestellt von der englischen Gruppe „Jethro Tull“ auf dem Album „Thick As A Brick“ – das als eines der ersten und erfolgreichsten und auch besten Konzeptalben in die Musikhistorie eingegangen ist. Die Scheibe war damals in eine Zeitung eingewickelt, in der Musikfans die fiktive Geschichte über das 8jährige Wunderkind lesen konnten.

 

 

 

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TRACKLISTING:

From A Pebble Thrown
Pebbles Instrumental
Might-Have-Beens
Upper Sixth Loan Shark
Banker Bets, Banker Wins
Swing It Far
Adrift And Dumfounded
Old School Song
Wootton Basset Town
Power And Spirit
Give Till It Hurts
Cosy Corner
Stunt And Shuffle
A Change Of Horses
Confessional
Kismet In Suburbia
What-Ifs, Maybes And Might-Have-Beens

T

Note:

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25 Jahre später war das Album als Expanded Edition veröffentlicht worden mit Bonus Tracks – und strahlte immer noch die gleiche Intensität aus wie damals. Im Frühjahr 2012 dann plötzlich die grosse Überraschung: JT (sprich: „Dschej-Tieh“ – die Abkürzung für „Jethro Tull“) und besser gesagt deren Mastermind Ian Anderson kündigte mit „Thick As A Brick 2“ die Fortsetzung der Geschichte an.

Aber IAN ANDERSON ist ebenfalls älter geworden und bereits bei den ersten Tönen zum Album stelle ich fest: „Na, ja! Hat auch nicht mehr die Qualität einstiger monumentaler Werke“. Durch die nostalgische Fan-Brille gesehen, kann ich natürlich den kollektiven Begeisterungsschrei der meist grauhaarigen oder gar jetzt haarlosen Fan-Community verstehen, aber an das legendäre „Thick As A Brick“ aus dem Jahr 1972 reichen die neuen Songs nicht einmal ansatzweise heran. Den Keyboard Sound, den es beispielsweise im „Pebbles Instrumental“ zu hören gibt, bringt heutzutage jede Heimorgel genau so gut. Auch wenn Chef Anderson seine Triolen immer noch so perfekt & ansatzlos auf der Querflöte bläst wie einst im Mai.

Dem Gitarrensound fehlt die einstige Leichtigkeit des exzellenten Gitarristen Martin Barre, in „Banker Bets, Banker Wins“ dürfen sich JT-Fans sogar auf ein heavyrockiges geshreddertes Gitarrensolo freuen, das sich anhört wie ein Relikt der 80er „Great-White-Skid-Row“ Zeiten. In diesem Track ist auch offensichtlich, dass der Gitarrist (der deutsche ehemalige Cover Band Gitarrist Florian Opahle aus Rosenheim) bei den gemeinsamen Breaks leichte Timingprobleme hat. Er ist dem ehemaligen Tull-Saitenschwinger auch zu keiner Zeit ebenbürtig. Störend auch manchmal der Gesang von Anderson, der – wie u. a. in „Swing It Far“ und auch im Auftakt „From A Pebble Thrown“ zu hören – sich anhört, als ob er vor einem Mikrofon steht und ständig den Kopf wegdreht, um in seinem Textheft zu blättern.

Den grössten Fehler aber Anderson meiner Meinung nach gemacht, als er sich entschlossen hat, die Musik vom Artrocker Steven Wilson abmischen zu lassen, ein auf die Umsetzung nostalgischer Klänge erprobter Fachmann hätte da besser gepasst. Das erste Stück, das mir richtig gut gefällt ist „Adrift And Dumfounded“, das aber – die Stimme von Anderson ausgenommen - mit den ehemaligen Jethro Tull so viel zu tun wie ein Butterkeks mit einer Fritte. Gitarrist Opahle hat während seiner Jugend mit Sicherheit auch ein paar „ZZ Top“ Songs nachgespielt.

Wahrscheinlich haben sich Anderson & seine Jungs jetzt aber warm gespielt. Der „Old School Song“ strahlt mit archaischer Kraft und hätte sich auch auf der 72er Scheibe befinden können - die modernsten Tracks, die ich jemals gehört habe von IAN ANDERSON, kommen auch noch: „Kismet In Suburbia“ glänzt mit rückwärtslaufenden Gitarrenloops und kurzem Ausflug in indische Vokaltechniken. Was wiederum auffällt in „What-Ifs, Maybes And Might-Have-Beens“ – während Anderson locker ein paar Vorschlagsnoten auf der Flöte spielt, begnügt sich der ihn doppelnde Gitarrist Opahle damit, im Eifer des Gefechts auf diese feinen Verzierungen zu verzichten. Mangelnde Technik?

Fazit: Der altgewordene Gerald Bostock aka Ian Anderson mit einer bemüht- nostalgischen Aufbereitung alter musikalischer Brit-Folk-Jazz-Rock-Werte. Das Problem: Die Musik des 72er Meilensteins hörte sich damals an wie aus einem Guss gespielt und hat sich auch spontan während einiger Jams im Übungsraum entwickelt – hier wurden Kompositionen im Studio zusammengeschustert – „Thick As A Brick 2“ ist ein ungeordnetes Puzzle, in dem es gute Ideen, aber leider auch jede Menge unausgegorenen Materials gibt. Es ist halt doch noch immer ein himmelweiter Unterschied zwischen einer langjährig eingespielten Gruppe (wie es „Jethro Tull waren) und einer Session Band, die das spielt, was ihr vorgesetzt wird.

Veröffentlichung: 02. April 2012

Verfügbar: CD & Deluxe Edition (CD & DVD) & digitales Album

Für Fans von: Frogg Cafe - Gentle Giant - Porcupine Tree

Webseite: http://www.iananderson.com/

Zum Nachlesen - ein paar Infos zum Konzeptalbum von 1972:
http://de.wikipedia.org/wiki/Thick_as_a_Brick

KAUFEMPFEHLUNG:  KKKKKKKKKK (2,110)